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Bitttage – Auf dem Weg mit Gott

Als Bub in Root waren die Tage vor Christi Himmelfahrt für mich ganz besondere Tage – die sogenannten Bitttage. Es waren Tage, an denen wir morgens mit der ganzen Pfarrei in einer langen Prozession unterwegs waren. Vorne das Kreuz, dann die Fahne, Ministranten, Beterinnen und Beter – und wir Kinder mittendrin.

Ein Höhepunkt war jeweils der Gang nach Luzern – zur Klosterkirche Wesemlin. Ich erinnere mich, wie wir in aller Früh losmarschierten. Der Weg führte uns durch Felder und Wälder, durch stille Dörfer und über belebte Strassen – und irgendwann erschien sie: die schöne Kirche auf dem Hügel, Maria auf Wesemlin. Es war wie ein Ankommen – bei der Mutter Gottes, bei Gott, bei sich selbst.

Für mich als junger Mensch wurde die Klosterkirche zu einem Ort der Stille und der Kraft. Die Begegnung mit den Kapuzinern, die dort lebten, beeindruckte mich tief. Ihre Schlichtheit, ihre Nähe zum Volk, ihr ehrliches Glaubenszeugnis. Maria auf Wesemlin war nicht nur ein Wallfahrtsort, sondern ein Ort der Herzensbildung. Vielleicht war es auch einer der Gründe, warum ich später selbst diesen Weg ins Kloster ging.

Die Idee der Bittage hat für mich bis heute nichts an Bedeutung verloren. Sie erinnern mich daran, dass unser Leben nicht nur machbar und planbar ist, sondern ein Geschenk – verletzlich und wertvoll zugleich. Und dass Glaube nicht weltfremd ist, sondern geerdet, konkret, ja lebensnah. Dass Gott nicht erst dann ins Spiel kommt, wenn alles andere versagt, sondern mitten im Alltag da ist – in der Arbeit, im Hoffen, im Danken, im Sehnen.

Auch das Kirchenbild, das ich damals durch die Prozessionen erfahren habe, prägt mich bis heute: Kirche unterwegs, Kirche in Bewegung, Kirche als Gemeinschaft, die glaubt, hofft und singt. Nicht schwerfällig, nicht perfekt, aber lebendig und getragen vom Vertrauen, dass Christus mit uns geht.

Darum freue ich mich besonders auf das Fest Maria auf Wesemlin am 29. Mai 2025. Um 19.00 Uhr wird in der Klosterkirche ein festliches Orgelkonzert stattfinden – ein musikalischer Höhepunkt, der uns einlädt, innezuhalten, aufzuhorchen und mit Maria auf das zu vertrauen, was kommen mag.

Maria auf Wesemlin – ein Ort, der verbindet: Himmel und Erde, Vergangenheit und Gegenwart, Kindheitserinnerung und Glaubenshoffnung.

- Ein persönlicher Rückblick von Br. Josef Bründler