Zwischen Klang und Geschichte – eine Kapuzinade zum Staunen
Geschichten prägen unser Leben. Manche erzählen wir weiter. Andere erleben wir. Und manchmal – wie bei der Kapuzinade – geschieht beides zugleich.
Seit den Tagen des heiligen Franziskus gehört das Geschichtenerzählen zur franziskanischen Tradition – mal humorvoll, mal nachdenklich, stets lebensnah. Bruder Raphael, der Erzähler dieses Nachmittags, nennt seine Geschichten liebevoll «Kapuzinade» – ein Begriff, den einst Gottfried Keller für die legendären Kapuzinerpredigten prägte: derb, witzig, pointiert – aber immer mit einer tiefen spirituellen Wahrheit im Kern.
Bruder Raphael bringt diesen Ausdruck ins Heute und verleiht ihm neues Leben. Mit viel Herz erzählt er von Mitbrüdern, skurrilen Momenten und berührenden Begebenheiten – mal mit einem Augenzwinkern, mal mit ernstem Unterton, aber immer mit feinem Gespür für das Wesentliche.
Zwischen den Erzählungen erfüllte das – charmant in die Jahre gekommene – Kapuziner-Trio mit Bruder Raphael, Bruder Bernardin und Bruder Josef Haselbach den Raum mit Musik. Zehn Stücke aus der Frühbarockzeit, sorgsam arrangiert von Bruder Raphael, entführten die Zuhörenden in eine andere Welt. Schlicht, warm, berührend – ganz wie die Kapuziner selbst.
Es war ein harmonischer Wechsel von Wort und Klang, von Erzählung und Melodie, von Schmunzeln und Innehalten. Draussen regnete es – drinnen regnete es Wärme, Heiterkeit und Staunen.
Die Geschichten der Kapuziner erzählen nicht von Helden, sondern von Brüdern. Von einfachen Menschen, die im Geist des heiligen Franziskus leben – manchmal unbeholfen, oft mit Humor, stets aber mit einer tiefen Sehnsucht nach Sinn, Gemeinschaft und Gott.
Mit viel Gefühl und einer lebendigen Stimme schilderte Bruder Raphael die Eigenheiten seiner Mitbrüder. Eine dieser Erzählungen führte uns zur franziskanischen Armut – eine Einladung zum Nachdenken, zum Schmunzeln und zum Weitererzählen. Zwei dieser Geschichten sind im beiliegenden PDF nachzulesen.
Beim anschliessenden Apéro wurden viele eigene Geschichten, Erinnerungen und Erlebnisse geteilt – es wurde gelacht, zugehört, genickt – wie unter alten Freunden.
👉 Die Erzählungen von Bruder Raphael gibt es übrigens auch als Buch – für alle, die eintauchen möchten. Erhältlich an der Klosterpforte.
- bruder george