Pfingstfeuer schreibt Geschichte
In der Woche vor Pfingsten, dem Fest des Heiligen Geistes, war allen deutlich: Hier wirkt mehr als bloss menschlicher Verstand. Hier atmet der Geist Gottes, der Herzen bewegt und Wege weist.
Es war das 150. Wahlkapitel der Schweizer Kapuziner – und möglicherweise eines der letzten in dieser Form. Die Provinz steht vor grossen Veränderungen: Nachwuchsmangel und Überalterung könnten dazu führen, dass die eigenständige Schweizer Provinz künftig als Kustodie oder Delegation in eine grössere Ordenseinheit eingegliedert wird. Umso bedeutender war dieses Kapitel – tiefgründig, wegweisend, von grosser geistlicher Dichte.
Unter der Leitung von Br. William Chang vom Generalat der Kapuziner versammelten sich nicht nur Schweizer Brüder, sondern auch Gäste aus aller Welt: der deutsche Provinzial Br. Helmut Rakowski, der französische Provinzial Br. Daniel Painblanc, Br. Mariadas Prathipati aus der indischen Mary Matha Provinz sowie Weggefährten wie Br. Erich Geir von der Delegation Tirol, Br. Mauro Jöhri, Kustos der Kustodie Tessin, und Br. August Mullis aus Tansania. Ein starkes Zeichen der weltweiten Kapuzinerfamilie – und ein berührendes Bild gelebter Brüderlichkeit über alle Grenzen hinweg.
Wie die Feuerzungen zu Pfingsten kamen Ideen, Hoffnungen und Verantwortung zusammen – getragen vom Gebet und vom Vertrauen, dass der Heilige Geist jede Entscheidung durchweht. Ganz im franziskanischen Geist von Demut und Offenheit. Nach sechs Jahren unter der Leitung von Br. Josef Haselbach wählten die Brüder einen neuen Provinzial: Br. Benno Zünd, bisher Guardian im Kapuzinerkloster Wil SG – als 58. Provinzial in der Geschichte der Schweizer Kapuzinerprovinz. Unterstützt wird er von einem vierköpfigen Provinzrat: Br. Beat Pfammatter (Mels), Br. Kletus Hutter (Rapperswil), Br. Marcel Durrer (St. Maurice, als Provinzvikar) und Br. Niklaus Kuster (Rapperswil).
Doch ein Provinzkapitel ist mehr als Wahlen und Verwaltung. Es ist ein geistlicher Raum der Begegnung, geprägt von Gebet, Gesprächen und gemeinsamen Gottesdiensten.
Mit nur noch 69 Brüdern in acht Schweizer Klöstern steht die Provinz vor grossen Fragen. Soll sie sich künftig mit der deutschsprachigen oder der französischsprachigen Kapuzinerprovinz zusammenschliessen? Die kommenden Jahre werden hier mehr Klarheit bringen. Diese Themen wurden offen, realistisch und brüderlich diskutiert – ohne Angst, aber mit tiefem Verantwortungsbewusstsein.
Eines jedoch ist gewiss: Der Geist von Pfingsten lebt. Die Kapuziner bleiben eine Gemeinschaft des Glaubens und der Tat – ob als Provinz, Kustodie oder Delegation. Und dieses Kapitel war ein starkes Zeichen: Gott führt seine Kirche – und die Kapuziner gehen diesen Weg gemeinsam.
Möge der Heilige Geist die getroffenen Entscheidungen segnen – und die Brüder weiterhin im liebevollen Dienst an den Menschen begleiten.
– bruder george